DGP PNEUMO 2022

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Inhalieren Die richtige Technik muss geübt werden Asthma Mehr Mut zur Therapieeskalation PNEUMOLOGIE DGP DIGITAL 25.–28. MAI 2022 Atemwegsinfektionen Besserer Schutz durch neue Impfstoffe DER Hausarzt KONGRESSNACHLESE

al. Adv Ther 2020;37:4175–4189; 4 Mod. nach Rabe KF et al. Adv Ther 2021;38(1):579–593; 5 Mod. nach Wachtel H et al. Resp Drug Delivery 2020;195–204.

Spiolto® Respimat® 2,5 Mikrogramm / 2,5 Mikrogramm pro Hub Lösung zur Inhalation. Wirkstoff: Tiotropiumbromid 1 H2O und Olodaterolhydrochlorid. Verschreibungspflichtig. Zus.: Die abgegebene Dosis beträgt 2,5 Mikrogramm Tiotropium (als Tiotropiumbromid 1 H2O) und 2,5 Mikrogramm Olodaterol (als Olodaterolhydrochlorid) pro Hub. Die abgegebene Dosis ist die Menge, die für den Patienten nach Passieren des Mundstücks verfügbar ist. Sonst. Bestandteile: Benzalkoniumchlorid, Natriumedetat (Ph.Eur.), Salzsäure 3,6 % (zur pH-Wert-Einstellung), gereinigtes Wasser. Anwend.: Bronchodilatator zur Dauerbehandlung, um bei erwachsenen Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) die Symptome zu lindern. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der oben genannten sonstigen Bestandteile. Anamnestisch bekannte Überempfindlichkeit gegen Atropin oder eines seiner Derivate, z. B. Ipratropium oder Oxitropium. Nebenw.: Nasopharyngitis, Dehydratation, Schwindel, Insomnie, Kopfschmerzen, verschwommenes Sehen, Glaukom, erhöhter Augeninnendruck, Vorhofflimmern, Palpitationen, Tachykardie, supraventrikuläre Tachykardie, Hypertonie, Husten, Dysphonie, Epistaxis, Laryngitis, Pharyngitis, Bronchospasmus, Sinusitis, Mundtrockenheit, Obstipation, Gingivitis, Übelkeit, oropharyngeale Candidose, intestinale Obstruktion, paralytischer Ileus, Zahnkaries, Dysphagie, gastroösophageale Refluxkrankheit, Glossitis, Stomatitis, angioneurotisches Ödem, Urtikaria, Überempfindlichkeit, Pruritus, anaphylaktische Reaktion, Hautausschlag, trockene Haut, Hautinfektion und Hautgeschwür, Rückenschmerzen, Arthralgie, Gelenkschwellung, Harnverhalt, Dysurie, Harnwegsinfekt. Es ist auf Anzeichen für sonstige, oben nicht aufgeführte Nebenwirkungen von β Adrenozeptor-Agonisten zu achten, wie Arrhythmie, Myokardischämie, Angina Pectoris, Hypotonie, Tremor, Nervosität, Muskelkrämpfe, Erschöpfung,

Pharmazeutischer Unternehmer: Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Binger Str. 173, 55216 Ingelheim am Rhein, Tel.: 08 00 / 77 90 90 0, Fax: 0 61 32 / 72 99 99, info@boehringer-ingelheim.de

210/2021 § LAMA/LABA als Initialtherapie bei mittel- bis schwergradiger Symptomatik oder vermehrten Exazerbationen. * Klinisch relevante Veränderung der Lungenfunktion (Trough-FEV 1 ≥ 100 ml), Lebensqualität (SGRQ ≥ 4 Punkte) oder Rate moderater/schwerer Exazerbationen. # 6-monatige Verwendung des RESPIMAT® mit SPIRIVA® (Tiotropium) vs. 1 oder 3 Monate – bei SPIOLTO® geringste Abweichungen möglich. 1 Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie COPD – Teilpublikation der Langfassung, 2. Aufl age. Version 1. 2021 [cited: 2021-08-18]. DOI: 10.6101/AZQ/000477. www.leitlinien.de/copd; 2 SPIOLTO® RESPIMAT® Fachinformation, Stand: 12/2020; 3 Mod. nach Buhl R et
abcd53/21
Unwohlsein, Hypokaliämie, Hyperglykämie und metabolische Azidose. Stand: Februar 2018. Nationale VersorgungsLeitlinie COPD1 empfiehlt die LAMA/LABA-Therapie§ Nachhaltiger für die Umwelt!5,# Frühzeitig den COPD-Verlauf positiv beeinfl ussen3,4,* Wv –wiederverwendbar Nf –Nachfüllpackung Nur 1x täglich 2 Hübe2

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser, der Pneumologie ist in Zeiten von Covid-19 eine besonders wichtige Rolle zugefallen. Dabei werden uns die Folgen der Pandemie wohl noch eine ganze Weile beschäftigen –und das nicht nur in Form von Long-Covid (einige Tipps für die Therapie finden Sie auf Seite 4). Ein anderes Thema, das in Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird, sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Lungengesundheit der Bevölkerung (Seite 14). Beide Themen wurden beim 62. DGP-Jahreskongress intensiv bespro chen.

Im Fokus des Kongresses, der unter dem Motto „Entwicklung und Fortschritt“ stattfand, standen aber auch ganz aktuelle Herausforderungen, etwa wie sich die verschiedenen Asthma-Phänotypen indivi duell behandeln lassen (Seite 12). Ein wei teres Thema: die schweren Folgen von Exazerbationen. So verläuft beispielsweise eine akute COPD-Exazerbation deutlich häufiger tödlich als ein Herzinfarkt – ein Fakt, über den niemand rede, beklagte ein Experte (Seite 9).

Wir wünschen eine spannende Lektüre! ▪

Ihr Redaktionsteam

inhalieren lernen

Tipps für den Umgang mit Long- und Post-Covid

ändern wird – und ändern

auf die Lunge auswirkt

HAUSARZT-LINK

Die Kongress-Nachlese zum 62. DGP-Kongress 2022 finden Sie als E-Paper unter: hausarzt.link/DGPdigital2022

Impressum Kongress-Beilage in „Der Hausarzt“ 12/2022. Berichte: Friederike Klein, Dr. Thomas Meißner, Redaktion: Anne Bäurle Layout: Gabi Kellner V.i.S.d.P.: Dr. Monika von Berg

Die Herausgeber der Zeitschrift übernehmen keine Verantwortung für diese Inhalte. © mm medizin + medien Verlag GmbH

1 INHALT 02 Interview Richtig
04 Covid-19 Neun
06 Impfungen Was sich
muss 09 Exazerbationen Eine eigenständige Erkrankung? 12 Asthma Mehr Therapieeskalation wagen! 14 Klimawandel Wie sich der Temperaturanstieg
16 Berichte aus der Industrie
Foto: blueringmediaFotolia, Titelbild: blueringmediaFotolia

Inhalationstechnik

Richtig inhalieren lernen

Es ist bisweilen nicht trivial, das richtige Inhalationsgerät für Menschen mit Asthma zu finden und die Inhalationstechnik zu erlernen. Fehler sind häufig, selbst bei medizinischem Fachpersonal. Da hilft nur: üben, üben, üben.

?Herr Dr. Jaeschke, haben Sie den Überblick über die Inhalationsgeräte, die in Deutschland auf dem Markt sind?

Hier in der Lungenfachklinik in Wangen, die sowohl Erwachsene als auch Kinder versorgt, gehen wir mit über 20 verschie denen Devices um.

? Wie hoch ist die Fehlerquote bei Anwendung inhalativer Arzneimittel?

Aus einer Metaanalyse geht hervor, dass etwa 31 Prozent der Patienten die inhala tiven Medikamente korrekt einnehmen, weitere 39 Prozent haben eine „akzepta ble“ Inhalationstechnik, was immer das heißen mag. Als „schlecht“ wurde die Inhalationstechnik bei 30 Prozent der Studienteilnehmer eingeschätzt.

Laut einem 2018 publizierten Review von 55 Studien, in denen ausschließlich medi zinisches Personal betrachtet wurde, wa ren insgesamt nur etwa 15 Prozent in der Lage, die inhalativen Arzneimittel richtig einzunehmen. Wir führen viele Schulungen und Fortbildungen durch, auch bei Fachpersonal. Aber etwa zwei von 20 Teil nehmern bekommen das auch nach vier Stunden Fortbildung und einer Stunde praktischen Übens nicht hin. Soll heißen:

Die korrekte Applikation inhalativer Arzneimittel ist für nicht wenige Men schen durchaus anspruchsvoll.

?Welche Unterschiede gibt es bei den Inhalationstechniken?

Wenn wir die Feuchtinhalation einmal beiseitelassen, besteht zwischen Pulverinhalatoren und den Aerosolen ja ein

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Kongress Pneumologie

wesentlicher Unterschied: Pulver müssen eher zügig eingeatmet werden, damit das Pulver desagglomeriert wird und bis in die kleinen Bronchien gelangt. Sprays erfor dern die langsame Inhalation, damit die Teilchen nicht bei zu hoher Geschwindig keit impaktieren, also „aus der Kurve flie gen“ und im Rachen hängen bleiben. Manche Patienten benötigen beides. Das in der Anwendung zu differenzieren, ist für sie oft nicht leicht.

werden über die Apothekerkammern an geboten. Der nächste Schritt ist die quali fizierte Patientenschulung, zum Beispiel die der Arbeitsgemeinschaft Asthmaschu lung im Kindes und Jugendalter, bei der ich mitwirke. Bei der Schulung ist genü gend Zeit zum Üben vorhanden.

?

Lässt sich bei der Erstverordnung bereits feststellen, welches Device geeignet ist?

Es passiert nicht selten, dass wir im Ver lauf der Patientenschulung zu dem Ergeb nis kommen, dass vom Verständnis und der Adhärenz her ein anderes Gerät zu bevorzugen ist. Ganz wichtig ist, nach einem Vierteljahr nicht nur zu fragen: „Klappt das?“ Wir sollten uns die Inhalati onstechnik wiederholt demonstrieren lassen.

zung eines Pulverinhalators die Einatemzugstromstärke ausreichen – bei Kleinkindern und älteren Menschen wird das kaum funktionieren.

Dabei erkläre ich den Ablauf der Inhalati on Schritt für Schritt mit Schwerpunkten und indem ich die Dinge vormache. Wenn ich mich selbst „traue“ die Inhalation vor zumachen, dann traut sich auch der Pati ent. Ein Video kann das nur teilweise leis ten und ist immer nur die zweitbeste Lösung, wenngleich die Videos der Atem wegsliga als Erinnerungshilfe hervorragend sind. Zweitens sollte man sich das Erlernte regelmäßig demonstrieren lassen, loben was funktioniert und korrigieren, wo es nötig ist.

?

Nach welchen Kriterien lässt sich das geeignete Inhalationsgerät bei Asthma auswählen?

Natürlich müssen wir zunächst schauen, welche Devices für den notwendigen Wirkstoff verfügbar sind. Wird ein Steroid benötigt, ist es meines Erachtens für den Erfolg der Therapie weniger wichtig, wel ches konkrete Steroid inhaliert wird als die Frage, ob der Patient in der Lage ist, das Gerät korrekt zu bedienen und ob er es „mag“. Das klingt banal, aber wir fragen: Ist es klein genug, um es immer dabei zu haben? Passt die Farbe? „Mit so einem lila Teil inhaliere ich nicht!“, höre ich von Teenagern. Bei Teenagern ist es außerdem nicht immer realistisch anzu nehmen, dass er brav morgens und abends seine Medikamente nimmt. Da funktio niert die einmal tägliche Einnahme lang wirksamer Medikamente besser. Noch ein Punkt: Mundhaptik. Nicht jeder hat dieselbe Mundanatomie für das jewei lige Gerät. Weiterhin muss für die Nut

Oder: Ist eine Patientin tatsächlich in der Lage, einen Pulverinhalator mit Kapseln vor jeder Inhalation zu laden oder ist eher ein Multidosissystem geeignet? Manchmal stehen Fixkombinationen nur als Dosieraerosol zur Verfügung. Dann könnte even tuell im Sinne der Adhärenz dieses eher gewählt werden, selbst wenn mit Pulverinhalatoren durchschnittlich etwas bessere Depositionsraten erzielt werden können. Letztlich erreichen wir unser Therapieziel nur, wenn der Patient dauer haft motiviert und in der Lage ist, im All tag seine Medikamente regelmäßig und richtig einzunehmen. Der beste Wirkstoff wirkt nur, wenn er korrekt und regelmäßig eingenommen wird.

? Wie kann aus Ihrer Sicht eine gute Schulung aussehen?

Verantwortlich dafür zeichnet sich der Verordner. Die Instruktion kann an die MFA delegiert werden oder man arbeitet mit Apotheken zusammen. In der Natio nalen Versorgungsleitlinie Asthma werden für die Einweisung in die Inhalationstech nik oder bei ärztlich intendiertem Wechsel eines inhalativen Arzneimittels ausdrück lich auch die qualifizierten Apotheker benannt. Entsprechende Fortbildungen

?

Günstig wäre ja, wenn der verordnende Arzt eine Rückmeldung vom Schulungstrainer erhält. Wenn zwischen regionalen Apotheken und niedergelassenen Ärzten ein gutes Ar beitsverhältnis gepflegt wird, ist das ideal. Wir können da gerade aus dem ländlichen Raum über gute Beispiele berichten.

?

Wie kann man sich über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden halten?

Teilweise ist es möglich, dass Ärztinnen und Ärzte auch an den Veranstaltungen für Apotheker teilnehmen, zumal die Ärz tekammern das nur in geringerem Maße anbieten. Die Gesellschaft für pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) bietet ein sehr gutes MFA Fortbildungspro gramm mit acht Modulen an, im Modul Asthma werden die Inhalationstechniken erklärt. Dort sind auch MFA aus der Erwachsenenmedizin willkommen.

Teils bieten auch der Ärzteverband Deut scher Allergologen (AeDA) sowie die Selbsthilfeorganisation Deutscher Allergie und Asthmabund (DAAB) Fortbildungen für MFA an. ▪

3 Foto: Waldburg-Zeil-Kliniken, Fachkliniken Wangen

Neun Tipps für den Umgang mit Long-Covid

Wie lässt sich ein Post- oder LongCovid-Syndrom behandeln, wenn noch niemand weiß, was genau das ist? Beim DGP-Kongress gab es pragmati sche Tipps.

Unter den Begriffen Post- und Long-Covid werden Krankheitsbilder verstanden, bei denen die Symptome einer akuten Covid-19 fortbestehen, erneut gesundheitliche Ein schränkungen bemerkt werden oder nach der akuten Phase völlig neue Symptome auftreten, die aber Covid-19 zugeschrieben werden. Auch Verschlechterungen einer vorbestehenden Grunderkrankung werden unter dem Begriff summiert. Von LongCovid spricht man, wenn mehr als vier Wochen nach Infektion weiter Symptome bestehen. Als Post-Covid wird das Krank heitsbild ab der 12. Woche nach Infektion bezeichnet. Weder Pathogenese, noch Ver lauf oder Klinik werden derzeit verstanden. Wie also damit umgehen? Professor Micha el Dreher von der Uniklinik RWTH Aachen gab beim DGP-Kongress neun Handlungs empfehlungen, die sich an den derzeit ver fügbaren Informationen sowie der S1-Leit linie Post-Covid/Long-Covid orientieren. ▪

LINK

S1-Leitlinie Post-Covid/ Long-Covid: www.hausarzt.link/E8Fpb

9 TIPPS

1. (Er-)Kennen Sie die Symptome sowie die zugehörige Diagnostik! Die Top-3-Symptome sind Geruchs-/Geschmacksverlust, Fatigue und Dyspnoe. Zur Einschätzung der Fatigue sollte man es nicht bei der Selbsteinschätzung belassen, sondern einen etablierten Fragebogen nutzen. Auch Anosmie und Hyposmie sollten objektiviert werden.

2. Schweregrad einschätzen (lassen): Hierfür gibt es in der S1-Leit linie (Seite 64) ein Flussdiagramm mit gezielten Fragen, zum Beispiel, ob Betroffene allein leben, Unterstützung benötigen oder Fragen nach Aktivitäten in Beruf und Freizeit. Daraus resultiert eine Graduierung zwischen 0 und 4.

3. Abwarten, wenn keine Warnsymptome vorliegen: Multizentrische Beobachtungen bestätigen, dass sich der Performance-Status mit der Zeit oft bessert. Nach 100 Tagen ist laut Dreher der Status noch bei etwa der Hälfte der Post-Covid-Patienten eingeschränkt.

4. Warnsymptome identifizieren: Dazu gehören eine signifikante Gewichtsabnahme, neu aufgetretene neurologische Auffälligkeiten, neue Schmerzen oder sich verschlechternde somatische und psychische Befunde.

5. Patienten überweisen beziehungsweise navigieren: Warnsymp tome sollten Anlass für eine vertiefende, gegebenenfalls auch fachärztliche Diagnostik sein. Zentren und etablierte Post-CovidAmbulanzen könnten das allein nicht leisten, betonte Dreher.

6. Dyspnoe kardiologisch und pneumologisch abklären lassen! Aus pneumologischer Sicht gehört dazu die Messung der Diffusions kapazität, da die Lungenfunktionsuntersuchung allein zum Beispiel postinflammatorische und strukturelle Veränderungen nicht abbildet. Gleiches gilt für die vertiefte kardiologische Diagnostik: Nur damit werden etwa subklinische linksventrikuläre Dys funktionen erfasst. Eben wegen der fehlenden Evidenz, so Dreher, brauche es die vertiefte Diagnostik, wenn man mit Routine diagnostik nicht weiterkomme.

7. Psychosomatische Unterstützung in Erwägung ziehen! Das gilt besonders, wenn anamnestisch bereits zuvor psychische Probleme bestanden oder bei hoher psychosozialer Belastung. Ziel ist es, eine Chronifizierung zu vermeiden.

8. Nicht alles machen, was empfohlen wird! In drei Pandemie-Jahren habe man gelernt, „dass nicht alles Gold ist, was glänzt“, sagte Dreher. Frühere Empfehlungen wurden teils rasch wieder revidiert.

9. Wachsam bleiben: Damit meint Dreher, über den Tellerrand zu schauen und alternative Überlegungen zuzulassen, wenn Dyspnoe oder Fatigue trotz scheinbarer Normalbefunde weiter bestehen. Beim DGP-Kongress erstmals präsentierte Daten lassen vermu ten, dass eine diaphragmale Dysfunktion für die Symptome mitverantwortlich sein könnte. In diesem Fall könnte eine Atemmuskeltherapie helfen.

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Impfungen: Was sich ändern wird – und ändern muss

Von neuen Influenza- und Pneumo kokkenvakzinen erhoffen sich Pneu mologen bessere Impfraten und damit einen besseren Schutz vor impfpräventablen Atemwegsinfek tionen.

Bessere Impfraten gegen impfpräventable Atemwegsinfektionen bleiben nicht nur in Bezug auf Covid-19 ein Dauerthema, son dern auch bei Influenza und Pneumokok ken. „Wenn wir uns vor Augen führen, dass Influenza die häufigste impfpräventa ble Infektionserkrankung ist, dann müssen wir uns fragen: Was machen wir falsch?“, so Professorin Susanne Herold vom Universitätsklinikum Gießen-Marburg beim DGP-Kongress. Und Professor Martin Kolditz vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden wies darauf hin, dass in den vergangen zehn Jahren die Zahl der ambulant erworbenen Pneumoni en („community acquired pneumonia“, CAP) in Deutschland stetig zugenommen hat, mit Pneumokokken als Hauptursache. Die Impfraten seien „grottenschlecht“. Doch neue Entwicklungen bergen Verbes serungspotenzial für beide Entitäten. In der Grippesaison 2019/20 gab es knapp 187.000 laborbestätigte Influenzafälle in Deutschland. Das Robert Koch-Institut geht allerdings von einer 20-fach höheren Infektionszahl aus. Rechnerisch wären das 3,7 Millionen Infektionen während der letzten Influenzawelle vor der Pandemie. Es können aber auch schon einmal doppelt so viele werden, wie die Grippesaison 2017/18 gezeigt hat. Zu dieser Zeit hatten Influenza-B-Viren der Yamagata- Linie dominiert, die die damalige Vakzine nicht abdeckte. Seitdem wird der Vierfachimpf stoff gegen Influenza mit jeweils zwei B- und zwei A-Linien empfohlen.

Ein weiteres Problem (abgesehen von der ständigen Veränderung der Influenza-Viren

durch Antigenshift- und drift) ist die Tat sache, dass die Wirksamkeit der Schutz impfung bei den über 60-Jährigen bei unter 48 Prozent liegt. Dies sei wohl ein Grund für die geringe Inanspruchnahme der Impfung in dieser Altersgruppe, ver mutete Herold. „Nur jeder Dritte lässt sich gegen Influenza impfen.“

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Menschen über 60 Jahre die jährliche Impfung mit einem inaktivier ten, quadrivalenten Hochdosis-Impfstoff. Die relative Vakzineeffektivität ist nach Herolds Angaben um 24 Prozent höher als mit normaler Impfdosis - bei vergleichbarer Verträglichkeit. Das variiert natürlich je nach Antigenkombination und je nach dem, wie gut diese für die Saison vorher gesagt worden ist. Die Impfung sei aber „noch kein Gamechanger“.

mRNA-basierte und universelle Influenza-Vakzinen Entwickelt werden derzeit mRNA-basier te Influenzaimpfstoffe. Je nachdem, wie die mRNA modifiziert wird, kann diese auch als Adjuvanz wirken. Denn mRNA wird von der Zelle als fremd erkannt, so dass bestimmte Signalwege getriggert werden. Das verbessert die Immun antwort. Denkbar sind Kombinationen mit weiteren Impfstoffen, beispielsweise gegen Sars-CoV-2, RSV oder das humane Metapneumovirus.

Dem Problem des Antigenshift und -drift versucht man auch mit der Entwicklung „universeller“ Influenza-Vakzinen beizu kommen. Dazu liefen zurzeit etwa zehn klinische Studien, sagte Herold. Die Ziel strukturen solcher Impfstoffe sind hoch konservierte Epitope des Influenzavirus, etwa der Stamm des HA (Hämagglutinin)Moleküls oder das Matrixprotein M2e. Zudem wird versucht, zum Beispiel unter Ausnutzung des Nukleoproteins oder

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Geschätzt 3,7 Millionen Infektionen gab es in der letzten Grippewelle vor der
Coronapandemie

Asthma: Trimbow®

zugelassen

Asthma,

mit einer Kombination aus einem langwirksamen Beta-2-Ago nisten und einem mitteldosierten inhalativen Kortikosteroid nicht ausreichend eingestellt sind und bei denen im vergangenen Jahr mind. eine Asthma-Exazerbation aufgetreten ist. COPD: Trimbow® 87/5/9 Mikro gramm Druckgasinhalation, Lösung ist zugelassen zur Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit moderater bis schwerer COPD, die mit einer Kombination aus einem inhalativen Kortikosteroid und einem langwirksamen Beta-2-Agonisten oder einer Kombination aus einem langwirksamen Beta-2-Agonisten und einem langwirksamen Muskarin-Rezeptor-Antagonisten nicht ausreichend eingestellt sind.

** Trimbow® 88/5/9 Mikrogramm Pulver zur Inhalation ist zugelassen zur Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit moderater bis schwerer COPD, die mit einer Kombination aus einem inhalativen Kortikosteroid und einem langwirksamen Beta-2-Agonisten oder einer Kombination aus einem langwirksamen Beta-2-Agonisten und einem langwirksamen Muskarin-Rezeptor-Antagonisten nicht ausreichend eingestellt sind. Trimbow® 87 Mikrogramm/5 Mikrogramm/9 Mikrogramm Druckgasinhalation, Lösung. Trimbow® 88 Mikrogramm/5 Mikrogramm/9 Mikrogramm Pulver zur Inhalation. Zus.: Trimbow 87/5/9 Druckgasinhalation: Jede abgegebene Dosis (die das Mundstück verlässt) enthält 87 Mikrogramm Beclometasondipropionat (Ph.Eur.), 5 Mikrogramm Formoterolfumarat-Dihydrat (Ph.Eur.) u. 9 Mikrogramm Glycopyrronium (als 11 Mikrogramm Glycopyrroniumbromid (Ph.Eur.)). Jede abgemessene Dosis (die das Ventil verlässt) enthält 100 Mikrogramm Beclometasondipropionat (Ph.Eur.), 6 Mikrogramm Formoterolfumarat-Dihydrat (Ph.Eur.) u. 10 Mikrogramm Glycopyrronium (als 12,5 Mikrogramm Glycopyrroniumbromid (Ph.Eur.)). Trimbow 88/5/9 Pulver zur Inhalation: Jede abgege bene Dosis (die das Mundstück verlässt) enthält 88 Mikrogramm Beclometasondipropionat (Ph.Eur.), 5 Mikrogramm Formoterolfumarat-Dihydrat (Ph.Eur.) u. 9 Mikrogramm Glycopyrronium (als 11 Mikro gramm Glycopyrroniumbromid (Ph.Eur.)). Jede abgemessene Dosis enthält 100 Mikrogramm Beclometasondipropionat (Ph.Eur.), 6 Mikrogramm Formoterolfumarat-Dihydrat (Ph.Eur.) u. 10 Mikrogramm Glycopyrronium (als 12,5 Mikrogramm Glycopyrroniumbromid (Ph. Eur.)). Sonst. Bestandteile: Trimbow 87/5/9 Druckgasinhalation: Ethanol, Salzsäure, Norfluran (Treibmittel). Trimbow 88/5/9 Pulver zur Inhalation: Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat (Ph.Eur.). Anw.: Trimbow 87/5/9 Druckgasinhalation: COPD: Zur Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit moderater bis schwerer chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), die mit einer Kombination aus einem inhalativen Kortikosteroid und einem langwirksamen Beta-2-Agonisten oder einer Kombination aus einem langwirksamen Beta-2-Agonisten und einem langwirksamen Muskarin-Antagonisten nicht ausreichend eingestellt sind. Asthma: Zur Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit Asthma, die mit einer Kombination aus einem langwirksamen Beta-2-Agonisten und einem mitteldosierten inhalativen Kortikosteroid nicht ausreichend eingestellt sind und bei denen im vergangenen Jahr mindestens eine Asthma-Exazer bation aufgetreten ist. Trimbow 88/5/9 Pulver zur Inhalation: COPD: Zur Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit moderater bis schwerer chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), die mit einer Kombination aus einem inhalativen Kortikosteroid und einem langwirksamen Beta-2-Agonisten oder einer Kombination aus einem langwirksamen Beta-2-Agonisten und einem langwirksamen Muskarin-Antagonisten nicht ausreichend eingestellt sind. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe od. einen d. sonst. Bestandteile. Nebenw.: Trimbow 87/5/9 Druckgasinhalation u. Trimbow 88/5/9 Pulver zur Inhalation: Risiko eines paradoxen Bronchospasmus. Allergische Reaktionen wie Hautallergien, Quaddeln, Hautjucken, Hautausschlag, Hautrötungen, Schwellung der Haut od. Schleim häute, insbes. Augen-, Gesichts-, Lippen- u. Rachenbereich. Akutes Auftreten eines Engwinkelglaukoms mit Anzeichen wie Augenschmerzen od. -beschwerden, vorübergehend verschwommene Sicht, Sehen von Lichtkreisen od. farbigen Bildern in Verbindung mit geröteten Augen. Pneumonie bei COPD-Patienten mit Symptomen wie Fieber od. Schüttelfrost, vermehrter Bildung von Schleim, Farbänderung des Schleims, stärkerem Husten od. verstärkten Atembeschwerden. Halsschmerzen, juckende, laufende od. verstopfte Nase u. Niesen, Pilzinfektionen (Mund, Hals, Ösophagus, vaginal, im Brustraum), Heiserkeit, Kopfschmerzen, Harnwegsinfektion. Grippe, Entzündung der Nasennebenhöhlen, Ruhelosigkeit, Zittern, Schwindel, gestörter oder verminderter Geschmackssinn, Taubheitsgefühl, Ohrentzündung, unregelmäßi ger Herzschlag, Veränderungen im EKG, ungewöhnlich schneller Herzschlag u. Herzrhythmusstörungen, Herzklopfen, Gesichtsrötung, erhöhte Durchblutung in bestimmten Körpergeweben, Husten mit od. ohne Auswurf, Rachenreizung, Nasenbluten, Mundtrockenheit, Durchfall, Schluckbeschwerden, Übelkeit, Magenverstimmung, Magenbeschwerden nach einer Mahlzeit, brennendes Gefühl auf den Lippen, Zahnkaries, Hautausschlag, Quaddeln, Juckreiz, Entzündung d. Mundschleimhaut mit od. ohne Geschwüre, vermehrtes Schwitzen, Muskelkrämpfe u. -schmerzen, Schmerzen in Armen, Beinen, Muskeln, Knochen od. Ge lenken des Brustraums, Müdigkeit, Anstieg des Blutdrucks, Asthmaanfall, Abnahme einiger Blutwerte, z. B. Granulozyten, Kalium od. Cortisol, Anstieg einiger Blutwerte: Blutzucker, C-reaktives Protein, Anzahl der Blutplättchen, Insulin, freie Fettsäuren od. Ketone. Verminderter Appetit, Schlafstörungen, starke Brustschmerzen, Gefühl eines ausgebliebenen od. zusätzlichen Herzschlags, ungewöhnlich langsamer Herzschlag, Austreten von Blut aus einem Gefäß in das umgebende Gewebe, Abfall des Blutdrucks, Schwäche, Entzündung u. Rötung des Rachens, trockener Hals, Verschlechterung von Asthma, Schmerzen und Schwierigkeiten beim Wasserlassen u. häufiges Wasserlassen, Schmerzen im hinteren Bereich von Mund u. Rachen, Nierenentzündung. Niedrige Anzahl an Blutplättchen, Atemnot od. Kurzatmigkeit, Anschwellen von Händen u. Füßen, Wachstumsverzögerung bei Kindern u. Jugendli chen, verschwommenes Sehen. Bei langfristiger Anwendung hochdosierter inhalativer Kortikosteroide: Nebennierensuppression, Abnahme der Knochenmineraldichte, Katarakt u., bei Kindern häufiger, Depression, Angstgefühl, Nervosität, Erregtheit od. Reizbarkeit. Verschreibungspflichtig. Chiesi GmbH, Hamburg. Stand: Juni 2021

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zur Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit
die

bestimmter viraler Polymerasen, eine bessere T-Zell-Antwort auszulösen.

Weiterhin soll die mukosale Immunität ver bessert werden, indem die Vakzine lokal ver abreicht wird. Für Kinder gibt es bereits ein Nasenspray als Lebendvakzine gegen Influen za. Ziel des nasal verabreichten Impfstoffs ist es, Memory-T- und B-Zellen in den oberen und unteren Atemwegen zu aktivieren und mukosale Antikörper zu induzieren. Denn die Schleimhaut der oberen Atemwege ist die erste Verteidigungslinie des Körpers gegen Influenza-Viren. Herold: „Durch Kombination mit systemischen Vakzinen lässt sich mög licherweise eine verbesserte Effektivität errei chen.“

CAP und Folgeerkrankungen sind impfpräventabel

In Deutschland werden inzwischen pro Jahr ei ne Viertelmillion Menschen mit CAP stationär aufgenommen. Dabei spielen Pneumokokken eine führende Rolle. Die Gesamtsterblichkeit bei hospitalisierten CAP-Patienten lag 2020 ohne Covid-19 bei 15,5 Prozent. „Nicht ein gerechnet sind die Patienten, die poststationär eine frühe Letalität haben“, erklärte Kolditz. Und: „Es wird zu einem Anstieg der Pneumo kokken-Pneumonie kommen.“

Diese töte nicht nur direkt, sondern auch indi rekt, etwa wegen des höheren Folgerisikos für ein akutes Koronarsyndrom, vor allem in den ersten drei bis vier Wochen nach Infektion.

Die Prävalenz kardiovaskulärer Ereignisse bleibt Monate bis Jahre nach der Pneumonie erhöht. Auch diese Folgeereignisse sind impf präventabel.

Derzeit steht eine immunologisch gut funktio nierende Konjugat-Vakzine gegen 13 Serotypen (PCV13) zur Verfügung, die eine B- und T-ZellAntwort induziert sowie einen Memory-Effekt hat. Außerdem ein Polysaccharid-Impfstoff gegen 23 Serotypen (PPV23) mit einer B-Zell-Antwort und ohne Memory-Effekt. Laut aktueller STIKO-Empfehlung soll die Standard impfung ab 60 Jahre mit PPV23 erfolgen, die Indikationsimpfung bei chronischer Immun defizienz (inklusive Krebserkrankungen, chro nischer Nieren- und Leberinsuffizienz) mit

NEUE VAKZINEN GEGEN PNEUMOKOKKEN

Seit diesem Jahr sind zwei neue Impfstoffe gegen Pneumokokken zugelassen: die 15-valente Vakzine PCV15 und die 20-valente Vakzine PCV20. Bei beiden handelt es sich um Konjugatimpfstoffe, beide sind ab 18 Jahren zugelassen. Die STIKO hat die Impfempfehlungen zu Pneumokokken bislang nicht überarbeitet, eine Aktualisierung wurde aber angekündigt.

PCV13 plus PPV23-Booster nach sechs bis zwölf Monaten. Bei sonstigen Komorbiditäten, inklusive COPD, wird die Indikationsimpfung (≥16 Jahre) mit PPV23 empfohlen. Herold: „Leider wurde nicht berücksichtigt, dass es ein additives, womöglich sogar überadditives Risi ko gibt, wenn mehrere Komorbiditäten vorlie gen.“ Wohl auch dank dieser komplexen Impf empfehlungen liegen die Impfraten der 60- bis über 70-Jährigen irgendwo zwischen 10 und 40 Prozent, bei den Indikationsimpfungen sogar nur im einstelligen Prozentbereich. Seit diesem Jahr sind mit PCV15 und PCV20 zwei neue Konjugatimpfstoffe in der EU zu gelassen. Damit werden eine Reihe weiterer infektionsrelevanter Pneumokokken-Sero typen abgedeckt, sodass nach Meinung von Herold ein deutlich besserer Schutz zu erwarten ist.

Bislang liegt noch keine überarbeitete STIKOEmpfehlung zur Pneumokokkenimpfung vor. Die Sächsische Impfkommission (SIKO) hat sich bereits den aktuellen US-Empfehlungen angeschlossen, die nach Meinung Herolds „erfreulich einfach gehalten sind“. Demnach sollen über 65-Jährige lediglich eine einzige Impfung mit PCV20 oder alternativ mit PCV15 erhalten, ein Jahr später wird mit PPV23 geboostert. Entsprechendes gilt für die Indikationsimpfung bei Erwachsenen bis 64 Jahre. ▪

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Fotos: cdc-unsplash, RFBSIPstock.adobe.com
Die Impfraten gegen Pneumokokken liegen bei den 60- bis über 70-Jährigen irgendwo zwischen 10 und 40 Prozent.

Exazerbationen: eine eigenständige Erkrankung?

Exazerbationen von chronischen Atem wegserkrankungen sind aufgrund der Schwere der Symptome sehr belas tend. Viel gravierender ist aber, dass damit oft ein dauerhafter Progress eingeläutet wird.

Grundlagen eines Krankheitsprogresses sind häufig persistierende Noxen (bei spielsweise andauernde Allergenexpositi on bei Asthma oder Rauchen bei COPD) und chronische Entzündungsprozesse. Da bei kann eine Exazerbation der Initiator einer chronischen Inflammation sein. Möglicherweise sei deshalb das bisherige Verständnis von Exazerbationen nicht aus reichend, so Professor Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover. Exazerbationen sind nicht nur eine Ver schlechterung der Grundkrankheit, son dern können sich pathophysiologisch und immunologisch von der chronischen Grunderkrankung unterscheiden. „Ich denke, wir sollten die Exazerbation eher als eine eigene Erkrankungsidentität be greifen“, sagte Welte beim DGP-Kongress. Das würde auch Auswirkungen auf die Wahl der Therapie haben. Dazu ist aber noch umfangreiche Forschung notwendig, um die Prozesse der Exazerbationen und der anschließenden Progredienz besser zu verstehen.

Auch wenn heute Asthma allgemein nicht mehr als todbringend gilt – „Exazerbatio nen sind kein Spaß“, betonte Welte und berichtete, 2021 habe die Zahl der Betrof fenen mit schweren Episoden wieder zugenommen. „Wir hatten bei uns zehn Patienten an der ECMO, das hatten wir lange nicht.“ Wenn Asthmapatienten wegen einer Exazerbation eine extra korporale maschinelle Membranoxygenie rung (ECMO) erhalten, haben sie ein Mor talitätsrisiko von 14,5 Prozent [1]. Ist eine

nichtinvasive Beatmung notwendig, liegt das Sterberisiko immer noch bei 2,3 Pro zent.

Auslöser von schweren Asthma-Exazerba tionen sind neben Allergietriggern Virus infektionen. „Sehr häufig sind es auch Kombinationen von beidem“, sagte Welte. Bis zur Corona-Pandemie war der ent scheidende virale Trigger der schweren Exazerbation eines Asthmas eine Rhino virus-Infektion [2]. Asthmapatienten sind in der Regel empfänglicher für RhinovirusInfektionen als andere Menschen. Die an geborene Immunantwort des Atemwegs epithels ist im Vergleich mit Gesunden eingeschränkt. So produzieren die Epithel zellen bei einer Virusinfektion weniger Zytokine, vor allem weniger Interferone [3]. „Wenn sie aus genetischen Gründen oder wegen einer Erkrankung eine redu zierte Interferonproduktion haben, führt das zu einer pathologischen, unvollständi gen Infektabwehr“, erläuterte Welte.

Das Virus kann die Epithelzellen befallen, das Epithel schädigen und es kommt zu einer Freisetzung von Zytokinen, die ver schiedene inflammatorische Signalwege aktivieren. Dadurch wird die Grund inflammation bei Asthma unter Umstän den dauerhaft erhöht. Die Exazerbation bedroht also nicht nur akut die Gesund heit, sondern führt auch zum Progress der Erkrankung durch die persistierende höhere Entzündungsaktivität.

COPD-Exazerbation: Tödlicher als ein Herzinfarkt

Bei einer Verschlechterungsepisode einer COPD ist die Mortalität deutlich höher als bei einer Asthmaexazerbation. Welte nannte anhand von Daten aus dem euro päischen COPD-Audit eine 90-TageMortalität von knapp elf Prozent bei einer stationären Behandlung wegen einer aku ten COPD-Exazerbation [4]. Bereits im Krankenhaus sterben etwa fünf Prozent

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Auslöser von schweren Asthma-Exazerbationen sind neben Allergietriggern auch Virusinfektionen.

der Betroffenen. „Das ist ziemlich genau das Zweieinhalbfache vom Herzinfarkt –und niemand redet darüber“, betonte Welte. Risikofaktoren sind Alter, Komorbiditäten, die Notwendigkeit einer Beat mung und eine respiratorische Azidose. Häufig ist auch hier eine Virusinfektion der Auslöser.

„Eine Exazerbation kann nicht ‚nur‘ je manden umbringen, es macht die Erkran kung chronisch schlechter“, stellte Welte klar. Zurückliegende Exazerbationen sind die Hauptrisikofaktoren für weitere. Die von wiederkehrenden Exazerbationen Betroffenen haben eine deutlich schlech tere Prognose hinsichtlich wiederholter Krankenhauseinweisungen oder Mortali tät [5]. Pathophysiologisch spielen wahr scheinlich drei Prozesse für den Krank heitsprogress eine Rolle, die durch die Exazerbation gesteigert werden: Stress am endoplasmatischen Retikulum, zelluläre Seneszenz und epithelial mesenchymale Transition, ergänzte Professor Hubert Wirtz, Universitätsklinik Leipzig. Diese drei Prozesse spielten auch bei Stressreak tionen bei anderen Lungenerkrankungen eine Rolle, erklärte er.

Virus-Infektion beschleunigt Krankheitsprogression bei Fibrose Bei Lungenfibrose kann eine Infektion den Progress der Erkrankung stark beschleuni gen. Im Tiermodell führte beispielsweise eine Pneumokokkeninfektion zu einer massiven Aggravierung der fibrotischen Aktivität, und zwar weit über der Aktivi tät bei einem normalen Verlauf [6]. Eben falls im Tiermodell ließ sich dieser Effekt durch regulatorische T Zellen verringern [7]. Diese Zellen wirken modulierend, und die fibrotische Aktivität gehe zurück, erläuterte Welte.

Diese pathophysiologischen Einblicke könnten für die Therapie relevant werden: Wird bei fibrosierenden Lungenerkrankungen eine Hochdosis Kortisontherapie eingesetzt, reduziert das die Aktivität der regulatorischen T Zellen. Indirekt könnte

Exazerbationstrigger müssen vermieden werden: Der Rauchstopp bleibt ein wichtiges Thema.

die Exazerbation dadurch also noch geför dert werden. „Die Exazerbationen sind ein entscheidende Faktor für die Progres sion chronischer Lungenerkrankungen“, sagte Welte. Daher muss die Behandlung einer chronischen Lungenerkrankung nicht nur die Therapie der zugrunde lie genden Pathologie umfassen, sondern auch die Reduktion oder – wenn möglich – die Vermeidung von Exazerbationstriggern. Bekannte Noxen müssen ver mieden werden, der Rauchstopp bleibt ein wichtiges Thema. Impfungen können vor Infektionen schützen.

„Das ist aber ein finsteres Thema in Deutschland“, meinte Welte. Die mittlere Impfquote gegen Pneumokokken in den Gruppen, in denen die Impfung empfoh len wird, liege gerade einmal bei acht Prozent. Wo möglich, sollten zudem Maßnahmen ergriffen werden, um die nach einer Exazerbation womöglich dau erhaft erhöhte Inflammation einzudäm men. Welte betonte in diesem Zusam menhang, dass auch Bewegung und Trainingstherapie einen antiinflammatori schen Effekt haben. ▪

Literatur:

1. Stefan MS et al. Outcomes of Noninvasive and Invasive Ventilation in Patients Hospitalized with Asthma Exacerbation. Ann Am Thorac Soc 2016; 13(7): 1096–1104

2. Castillo JR et al. Asthma Exacerbations: Pathogenesis, Prevention, and Treatment. J Allergy Clin Immunol 2017; 5(4): 918–927

DREI VERSCHIEDENE PROZESSE

spielen pathophysioloisch bei der Krankheitsprogression von COPD eine Rolle, die durch eine Exazerbation gesteigert werden: Stress am endoplas matischen Retikulum, zelluläre Seneszenz sowie epithelialmesenchymale Transition. Diese drei Prozesse sind auch bei Stressreaktionen bei anderen Lungenerkrankungen von Bedeutung.

3. Ritchie AI et al. Airway Epithelial Orchestration of Innate Immune Function in Response to Virus Infection. A Focus on Asthma. Ann Am Thor Sic 2016; 13(Suppl. 1): S55–S63

4. Hartl S et al. Risk of death and readmission of hospital-admitted COPD exacerbations: European COPD Audit. Eur Respir J 2016; 47: 113-121

5. Müllerova H et al. Hospitalized exacerbations of COPD: risk factors and outcomes in the ECLIPSE cohort. Chest 2015, 147(4): 999–1007

6. Knippenberg S et al. Streptococcus pneumoniae triggers progression of pulmonary fibrosis through pneumolysin. Thorax 2015; 70(7): 636-646

7. Moyé S et al. Regulatory T Cells Limit Pneumococ cus-Induced Exacerbation of Lung Fibrosis in Mice. J Immunol 2020; 204(9): 2429–2438

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J Allergy Clin Immunol Pract. 2021 Dec;9(12):4381-4392.e4.

Fasenra® 30 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze, Fasenra® 30 mg Injektionslösung in einem Fertigpen▼Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identi zierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Wirksto : Benralizumab. Verschreibungsp ichtig. Zusammensetzung: Jede Fertigspritze/jeder Fertigpen enthält 30 mg Benralizumab in 1 ml. Benralizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der mittels rekombinanter DNA Technologie in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters hergestellt wird. Sonstige Bestandteile: Histidin, Histidinhydrochlorid-Monohydrat, Trehalose-Dihydrat (Ph.Eur.), Polysorbat 20, Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiet: Fasenra ist angezeigt als Add-on Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit schwerem eosinophilem Asthma, das trotz hochdosierter inhalativer Kortikosteroide plus lang wirksamer Beta-Agonisten unzureichend kontrolliert ist (siehe 5.1 der Fachinformation). Gegenanzeigen: Überemp ndlichkeit gegen den Wirksto oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Häu g: Pharyngitis, Überemp ndlichkeitsreaktionen, Kopfschmerzen, Pyrexie, Reaktion an der Einstichstelle; Nicht bekannt: Anaphylaktische Reaktion. Weitere Hinweise: siehe Fachinformation. Pharmazeutischer Unternehmer: AstraZeneca GmbH, 22876 Wedel, E-Mail: azinfo@astrazeneca. com, www.astrazeneca.de, Servicehotline für Produktanfragen: 0800 22 88 660. Stand: Dezember 2021.

(Benralizumab) Subkutane Injektion 30 mg MEHR KONTROLLE –MEHR VOM LEBEN! * Patienten mit EOS ≥ 150 Zellen/μl Blut bei Baseline oder EOS ≥ 300 Zellen/μl Blut in den vorausgegangenen 12 Monaten. Beibehaltung der OCS-Dosis über ≥ 4 Wochen ohne Verschlechterung des Asthmas.1 # MELTEMI: o ene Extensionsstudie bei Patienten, die die Zulassungsstudien (SIROCCO, CALIMA, ZONDA) abgeschlossen und an der Extensionsstudie BORA für ≥ 16 bis < 40 Wochen teilgenommen hatten. Patienten wurden bis zu 5 Jahre mit Fasenra® behandelt.2 Referenzen (mod. nach): 1. Menzies-Gow A et al. Oral corticosteroid elimination via a personalised reduction algorithm in adults with severe, eosinophilic asthma treated with benralizumab (PONENTE): a multicentre, open-label, single-arm study. Lancet Respir Med. 2022 Jan;10(1):47-58. 2. Korn S et al. Integrated Safety and E cacy Among Patients Receiving Benralizumab for Up to Five Years.
FASENRA® : MEHR KONTROLLE MIT NULL Exazerbationen für 75 % der Patienten1,* NULL neuen Sicherheitssignalen in der 5-Jahres-Langzeitstudie2,# NULL oralen Corticosteroiden bei 63 % der Patienten1,* DE-42529/22 www.fasenra.de

Behandlungsoptionen

Asthma: Mehr Therapieeskalation wagen!

Asthma bronchiale wird heute zunehmend differenziert behandelt. In der Praxis halten sich allerdings hartnäckig veraltete Therapiekonzepte.

Pneumologen versuchen, Asthma-Phäno typen immer genauer zu differenzieren, um Patienten individuell behandeln zu können. Vor allem für die Phänotypisie rung schweren Asthmas und die Auswahl der geeigneten Biologikatherapie werden Biomarker benötigt, etwa die Messung der Eosinophilen im Blut, FeNO (fraktionier tes exhaliertes Stickstoffmonoxid), spezifi sches oder Gesamt-IgE zur Allergiediag nostik. Dies betrifft allerdings weniger als zehn Prozent aller Asthma-Patienten – je ausgeprägter die Krankheitsschwere, des to bedeutsamer sind molekulare Marker, erklärte Professor Thomas Bahmer vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein beim DGP-Kongress. Aber was ist mit den über 90 Prozent mit leichtem bis mittel schwerem Asthma? Aus den USA kommt dazu ein neuer Punktescore: ASSESS (Asthma Severity Scoring System). Der Score umfasst insge samt 20 Punkte, integriert sind Sympto matik, Lungenfunktion, Medikation und Exazerbationsfrequenz. Die Wissenschaft ler ermittelten aus den erhobenen Daten fünf phänotypische Asthma-Cluster, von Patienten mit atopischem Asthma und frü hem Erkrankungsbeginn (Cluster 1) bis hin zu Patienten mit schwerem Asthma mit häufigen Exazerbationen trotz Mehr fachmedikation (Cluster 5). Über eine Be obachtungszeit von drei Jahren konnten

die Studienteilnehmer weiterhin diesen fünf Clustern zugeordnet werden, der Score korrelierte also gut mit der Lebens qualität sowie dem Therapieansprechen [1]. Solche Werkzeuge könnten künftig helfen, den Krankheitsverlauf quantitativ zu beschreiben und die Behandlung daran auszurichten, erklärte Bahmer. Vorerst wird ASSESS aber wohl hauptsächlich in klinischen und epidemiologischen Studien angewendet werden.

Schwierigkeiten in der Praxis Wie schwer es ist, Neuerungen der Asthmatherapie in der Praxis umzusetzen, beschrieb Dr. Maren Schuhmann, nieder gelassene Pneumologin aus Konstanz, die einen kritischen Blick auf die Versorgungs situation in Deutschland warf. Es würde zu viel Bedarfsmedikation, also kurzwirk same Bronchodilatatoren, und zu viele orale Steroide verordnet. Die Therapie eskalation werde oft jahrelang verzögert. Schuhmann zitierte eine Analyse der Datenbank IQVIA bei über 15.600 Asth ma-Patienten, die in 924 hausärztlichen und 22 pneumologischen Praxen in Deutschland behandelt wurden. Demnach erhalten 36 bis 38 Prozent der Patienten mehr als drei Kanister Salbutamol pro Jahr. Wenn man davon ausgeht, dass aus einem Kanister 200 Hübe genutzt werden können und nicht mehr als zweimal

wöchentlich die Bedarfsmedikation einge setzt werden sollte, bevor auf die nächste Therapiestufe eskaliert wird, muss von ei ner großen Zahl fehlbehandelter Patienten ausgegangen werden. Weiterhin erhielten Patienten mit schwe rem Asthma oft jahrelang orale Kortiko steroide, zusätzlich zur inhalativen Thera pie mit langwirksamen Bronchodilatatoren und inhalierbarem Kortikosteroid. „Wenn wir uns leitliniengerechter verhalten wol len, müssen wir bei vielen dieser Patien ten früher eine Biologika-Therapie einset zen“, sagte Schuhmann mit Verweis auf die Nationale Versorgungsleitlinie Asthma. Dabei müsse beachtet werden, dass die Patienten selbst oft nicht wahrnehmen, dass ihr Asthma schlecht kontrolliert ist. Ihre Kolleginnen und Kollegen rief Schuh mann dazu auf, unkontrolliertes Asthma systematisch zu phänotypisieren, etwa über ein Differenzialblutbild. Welches der inzwischen vielen Biologika auf Stufe 5 im Einzelfall am besten geeig net ist, lässt sich mit den vorhandenen Biomarkern allerdings nicht eindeutig be stimmen. „Einen 1a-Weg gibt es nicht“, sagte Privatdozentin Dr. Stephanie Korn von der Thoraxklinik Heidelberg und gab Hinweise zur Wahl des einen oder ande ren Antikörpers. Klar ist, dass sich bei IgE-vermitteltem allergischen Asthma die Beschwerden mit einem IgE-Antikörper

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Für die Phänotypisierung schweren Asthmas werden Biomarker benötigt.

wie Omalizumab bessern lassen. Spielen die Zytokine IL-4 und IL-13 eine Rolle, lässt sich dies mit dem IL-4-RezeptorAntagonisten Dupilumab auffangen. Eosinophilie ist ein guter Marker für die Wirksamkeit von IL-5- oder IL-5-RezeptorInhibitoren, da IL-5 die eosinophilen Gra nulozyten rekrutiert. Korn wies auf einen kürzlich erschienenen Algorithmus hin, mit dessen Hilfe man sich anhand der Eosinophilen-Werte im Blut, IgE und FeNO zu einem am ehesten infrage kom menden Antikörper vorarbeiten kann [2].

Individuelle Charakteristika im Blick! Meist kommen aber auch dann mehrere Optionen infrage, ein „Automatismus“ gemäß Biomarker-Befund sei nicht erfolg versprechend, erklärte Korn. Wichtig seien individuelle Charakteristika, die sich aus der Anamnese ergeben. „Wenn je mand genau seit seinem 50. Lebensjahr an schwerem Asthma leidet, orale Steroide nimmt, ständig Exazerbationen hat und erklärt, er könne nicht riechen, dann sind das typische Patienten mit einem schwe ren eosinophilen Asthma.“ Solche Patien ten sprächen gut auf Anti-IL-5-Antikörper an. Wer seit der Kindheit an Allergien und leichtem, sich langsam verschlechternden Asthma leidet, sei zum Beispiel typisch für jemanden, der gut auf einen Anti-IgEAntikörper anspreche. Hilfreich sei zudem

die Beobachtung der Biomarker im Krank heitsverlauf. Weiterhin spielen Komorbidi täten bei der Auswahl eine Rolle, für die gegebenenfalls ebenfalls eine Zulassung für die Antikörper besteht, zum Beispiel eine ausgeprägte Neurodermitis. Als weitere Behandlungsoption bei schwe rem Asthma kommt die bronchiale Ther moplastie in Betracht. Dabei wird in meh reren Sitzungen über einen Katheter Hitze appliziert. Dies führe unter anderem zu ei ner Abnahme der peribronchialen glatten ASSESS (ASTHMA SEVERITY SCORING SYSTEM)

Der ASSESS-Score umfasst 20 Punkte. Integriert sind Symptomatik, Lungenfunktion, Medikation und Exazerbationsfrequenz. Die Patienten werden mittels der erhobenen Daten in fünf Cluster eingeteilt, von Patienten mit atopischem Asthma und frühem Erkran kungbeginn (Cluster 1) bis hin zu Patienten mit schwerem Asthma und häufigen Exazer bationen trotz Mehrfach medikation (Cluster 5).

Muskulatur, Nervenendigungen und neuro endokrine Zellen in Mukosa und Submukosa werden reduziert und das Remodeling der Atemwege verbessert, so Professorin Daiana Stolz vom Universitäts klinikum Freiburg. Klinisch resultiert da raus ein vergrößertes Atemwegsvolumen bei einer vergleichbaren Lungenausdeh nung. Aufgrund des verminderten Air trappings wird die Überblähung der Lunge reduziert und die inspiratorische Kapazität nimmt zu. Eine kürzlich publizierte pro spektive und multizentrische Beobach tungsstudie bei 227 Patienten mit schwe rem Asthma verschiedener Phänotypen ergab keinen Wirksamkeitsverlust über fünf Jahre in Bezug auf die verminderten Raten schwerer Exazerbationen, Hospita lisationen, Notfallbehandlungen und ora ler Kortikoidbehandlungen [3]. Allerdings wird in Europa die bronchiale Thermo plastie bislang nur innerhalb von Studien empfohlen. ▪

Quellen:

1. Fitzpatrick AM et al. Development and initial validation of the Asthma Severity Scoring System (ASSESS). J Allergy Clin Immunol 2020; 145(1):127–139

2. Brusselle G et al. Biologic Therapies for Severe Asthma. N Engl J Med 2022; 386:157–171

3. Chupp G et al. Bronchial Thermoplasty in Patients With Severe Asthma at 5 Years: The Post-FDA Approval Clinical Trial Evaluating Bronchial Thermoplasty in Severe Persistent Asthma Study. Chest 2022; 161:614–628

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Wie der Klimawandel die Lunge schädigt

Der Klimawandel und die sich dadurch verändernden Umweltbedingungen haben deutliche Auswirkungen auf die Lungengesundheit der Menschen.

Im Jahr 2020 geborene Kinder haben im Vergleich zu in den 1960er-Jahren Geborenen eine fast siebenmal höhere Wahrscheinlich keit, im Laufe ihres Lebens schwere Hitze wellen zu erleben. Im Zuge des Temperatur anstiegs steigt die Belastung mit Ozon, Feinstäuben sowie damit assoziierten Pollen extrakten an, bei Waldbränden oder bei der Düngung von Feldern entstehen ultrafeine Stäube, die tief in die Lunge gelangen. Das Einatmen von Feinstäuben, oft vermischt mit Stickoxiden und Ozon, verändere über die Th2-Stimulation die Immunantwort und führe zur Sensibilisierung bis hin zum aller gischen Asthma, erklärte Dr. Thomas LobCorzilius von der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin beim DGPKongress. Ein weiterer Pathomechanismus ist die Luftschadstoff-bedingte Entzündung des

Bronchialepithels, was bei Infektionen oder bei körperlicher Anstrengung ein nichtallergisches Asthma triggern kann. Das chro nisch entzündete Bronchialepithel kann zudem die Entwicklung eines allergischen Asthmas induzieren. Auch das „Gewitter asthma“ werde in Deutschland durch Stark wetterereignisse wie Hitze und anschließende Regengüsse zunehmen, prognostizierte LobCorzilius. „Schon ein bis zwei Stunden vor Gewitterbeginn brechen die je nach Jahreszeit vorhandenen Pollen auf, bedingt durch Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit.“

Die in den Pollen enthaltenen Allergene können an die Feinstäube binden. Diese Fein stäube mit den Allergenen werden bis in die kleinsten Bronchioli inhaliert. Besonders be troffen von Gewitterasthma sind Jugendliche und junge Erwachsene. Weil diese in der Regel bislang eher geringe Asthmasymptome hatten, die häufig als Belastungsasthma interpretiert werden, erhalten sie oft keine Dauertherapie und haben oft auch kein Notfallspray dabei.

Ozon stellt nicht nur in Städten, sondern auch auf dem Lande eine Gesundheitsgefahr dar. Die vermehrte UVB- und UVC-Strahlung führt zwar besonders in verkehrsreichen Städten dazu, dass aus Stickstoffdioxid (NO2) ein Stickoxid (NO) und ein Sauerstoffradikal (O) entstehen. Letzteres verbindet sich mit atmosphärischem Sauerstoff zu Ozon (O3). In Städten steigt die Ozon-Konzentration im Tagesverlauf an, in den Abendstunden kehrt sich die chemische Reaktion um - und Ozon wird wieder abgebaut. Auf dem Land aller dings fehlt das in Städten verkehrsbedingt reichlich vorhandene NO. Daher bleiben dort bestehende hohe Ozonkonzentrationen auch abends weiter hoch. Körperliche Belastungen sollten dann vermieden werden. Zwischen 2017 und 2019 wurde der damali ge Grenzwert für die Ozonbelastung von 120 µg/m3 an 60 Prozent der ländlichen Mess stationen in Deutschland überschritten – fast doppelt so häufig wie in Städten. Im Septem ber 2021 hat die Weltgesundheitsorganisation den Grenzwert der Ozonkonzentration in der Luft weiter gesenkt – auf 100 µg/m3. Neben kurzfristigen Konsequenzen hoher Ozon-Werte wie vermehrte Asthma-Exazer bationen sind auch Langzeitfolgen möglich: Ein vermindertes Lungenwachstum bei Kindern und eine eingeschränkte Lungen funktion bei Jugendlichen und Erwachsenen. Ozon lässt das elastische Bindegewebe der Lunge zudem schneller altern, weshalb ver mehrt mit chronisch obstruktiven Bronchiti den gerechnet werden muss.

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2019 wurde der Ozongrenzwert an fast doppelt so vielen ländlichen Messstationen überschritten wie an Messstationen in Städten.

* Allein aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde auf die Verwendung geschlechtsspezifischer Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten aber selbstverständ lich für alle Geschlechter.

** DUPIXENT® ist zugelassen als Add-on-Erhaltungstherapie bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit schwerem Asthma mit Typ-2-Inflammation gekennzeichnet durch eine erhöhte Anzahl der Eosinophilen im Blut (≥ 150/µl) und/oder erhöhtes FeNO (≥ 25 ppb), das trotz hochdosierter inhalativer Kortikosteroide (ICS) plus einem weiteren zur Erhaltungstherapie angewendeten Arzneimittel unzureichend kontrolliert ist. DUPIXENT® ist zugelassen als Add-on-Erhaltungstherapie bei Kindern von 6 bis 11 Jahren mit schwerem Asthma mit Typ 2-Inflam mation gekennzeichnet durch eine erhöhte Anzahl der Eosinophilen im Blut (≥ 150/µ l) und/oder erhöhtes FeNO (≥ 20 ppb), das trotz mittel- bis hochdosierter inhalativer Kortikosteroide (ICS) plus einem weiteren zur Erhaltungstherapie angewendeten Arzneimittel unzureichend kontrolliert ist. 1 a Post-hoc-Analyse basiert auf Daten der QUEST-Studie und P2b-Studie (mit geringerer Stichprobengröße) von Patienten mit hochdosiert. ICS bei Baseline. Die Studie war nicht speziell für die Analyse der Unterschiede in den Subgruppen nach Biomarkern gepowert; manche Subgruppenanalysen sind aufgrund der kleinen Population eingeschränkt. Die Analyse basiert auf GINA-Leitlinien, die beim Aufsetzen der Studien aktuell waren. Die Aussage bezieht sich auf die Daten der QUEST-Patienten aus der Post-hoc-Analyse. 2 | b Rate schwerer Exazerba tionen war ein definierter Wirksamkeitsendpunkt. 3 | c Veränderung des prä-BD FEV 1 war ein definierter Wirksamkeitsendpunkt.

DUPIXENT® Fachinformationen, Stand April 2022; 2. Bourdin A et al. Allergy 2021; 76(1):

Dupilumab (vollst. humaner monoklon. Antikörper). Sonst. Bestandt.: Argininhydrochlorid, Histidin, Polysorbat 80, Natriumacetat, Essigsäure, Sucrose, Wasser f. Injektionszw. Anw.-geb.: Mittelschw. bis schw. atopische Dermatitis (AD) b. Erw. u. Jugendl. ab 12 J., die für system. Ther. i. Betracht kommen. Schw. AD bei Kindern von 6-11 J., die für system. Ther. i. Betracht kommen. Add-on-Erhaltungsther. b. Erw., Jugendl. ab 12 J. u. Kindern von 6-11 J. mit schwerem Asthma mit Typ-2-Inflammation (erhöhte Anzahl der Eosinophilen i. Blut u./od. erhöhtes FeNO), das trotz hochdosiert. (Kindern von 6-11 J.: mittel- b. hochdosiert.) ICS plus einem weiteren z. Erhaltungsther. angewendeten AM unzureich. kontrolliert ist. Nur 300 mg: Add-on-Ther. m. intranasal. Kortikosteroiden z. Behandl. v. Erw. m. schwerer chron. Rhinosinu sitis mit Nasenpolypen (CRSwNP), die m. system. Kortikosteroiden u./od. chirurg. Eingriff nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Gegenanz.: Überempfindlichk. geg. d. Wirkst. od. e. d. sonst. Bestandt.; Nebenw.: Bei. Erw. m. atop. Dermatitis, Asthma und CRSwNP: Infekt./parasit. Erkrank.: Häufig: Konjunktivitis, oraler Herpes; Blut/Lymphe: Häufig: Eosinophilie; Immunsyst.: Selten: Serumkrankh./Serumkrankh. ähnl. Reakt., anaphylaktische Reakt.; Gelegentl.: Angioödem; Augen: Häufig: allerg. Konjunktivitis; Gelegentl.: Augenjucken, Blepharitis, Keratitis, tro ckenes Auge; Selten: ulzerative Keratitis; Erkr. Haut / Unterhautgew.: Gelegentl.: Ausschlag im Gesicht; Skelett/Bindegew./Knochen: Häufig: Arthralgie; Allgem./Beschw. a. Verabreichungsort: Häufig: Reakt. a. d. Injektionsst. (einschließlich Erythem, Ödem, Juckreiz, Schmerz, Schwellung). Warnhinweis: Enthält Sucrose. Verschreibungspflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: sanofi-aventis groupe, 54, rue La Boétie, 75008 Paris, Frankreich. Örtlicher Vertreter d. Zulassungsinhabers: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH , 65926 Frankfurt am Main. Stand: April 2022

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269–280; 3. Rabe KF et al. N Engl J Med 2018; 378(26): 2475–2485. EOS = Eosinophile; FeNO = fraktioniertes exhaliertes Stickstoffmonoxid (NO); OCS = orale Kortikosteroide; IgE = Immunoglobulin E; ICS = inhalative Kortikosteroide; prä-BD = vor An wendung eines Bronchodilatators; FEV 1 = Einsekundenkapazität Dupixent 200/300 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze/im Fertigpen. Wirkstoff: Dupilumab. Zusammens.: Jede Fertigspritze/jeder Pen zur einmaligen Anwendung enthält 200 mg Dupilumab in 1,14 ml Lösung (175 mg/ml) oder 300 mg Dupilumab in 2 ml Lösung (150 mg/ml). Arzneil. wirks. Bestandt.:
Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. www.dupixent.de/asthma 2202_ASM_C_MAT-DE-2201483-1.0-05/2022 E OS + UND IgE+ ASTHMA IST HETEROGEN OCS-ABHÄNGIG EOSINOPHIL ALLERGEN-GETRIEBEN Für Ihre Patienten* ab 6 Jahren: Ein Schritt nach vorne für Patienten* mit schwerem, unkontrolliertem Asthma mit Typ-2 Inflammation 1 JETZT NEU Zugelassen AB 6 JAHREN Überzeugte durch: Reduktion von schweren Exazerbationen a,b,2,3 Verbesserung der Lungenfunktion a,c,2,3 Reduktion von OCS3

BERICHTE AUS DER INDUSTRIE

Woran erkennt man ein effizientes Inhalationsgerät? Achten Sie auf diesen Wert!

Bei der Verneblertherapie ist die Menge an Medikament ausschlaggebend, die in der Lunge ankommt. Weithin bekannt ist, dass das erzeugte Aerosol dafür klein genug sein muss, weshalb man bei Tröpfchen ≤ 5 µm von lungengängigen Teilchen spricht. Die Teilchengröße ist allerdings nur eine Seite, da es schließlich auch auf die Zeit an kommt, die Patient*innen inhalieren müs sen, um die gewünschte Menge an Wirk stoff in die Lunge zu bringen. Kurz gesagt geht es um die Effizienz. Für die Effizienz gibt es einen objektiven Parameter: die Respirable Drug Delivery Rate (RDDR). Sie drückt die lungengängige Dosis pro Minute aus. Je höher die RDDR,

desto effizienter ist das Inhalationsgerät. Achten Sie darauf, dass die RDDR gemäß DIN EN ISO 27427 gemessen wurde, ei nem neuen Standard, der einen besseren Vergleich unterschiedlicher Inhalationsge räte ermöglichen soll.

Pari begrüßt diese Vergleichbarkeit und misst die Aerosoldaten bereits nach diesem neuen Standard. Die Pari Vernebler errei chen im Wettbewerbsvergleich überdurch schnittlich hohe Werte. So erreicht zum Beispiel der Pari Compact2 eine hohe RDDR von 103 µl/min und wird von den meisten Kassen sogar vollständig erstattet. Patient*innen profitieren beim Pari Com pact2 somit von einer kurzen Inhalations zeit bei zugleich hoher Menge an Wirkstoff in der Lunge.

Mehr Informationen zur RDDR finden Sie hier: www.pari.com/RDDR. ▪

Quelle: Nach einer Pressemitteilung von Pari

SCHWERES UNKONTROLLIERTES ASTHMA: THERAPIEMANAGEMENT IN DER PNEUMOLOGISCHEN PRAXISI

Unkontrolliertes Asthma ist weit verbreitet und wird sowohl von Patientinnen und Patienten als auch Ärztinnen und Ärzten häufig unter schätzt. Eine optimale Asthmakontrolle unterliegt einem zyklischen Prozess aus Beurteilung, Therapieüberprüfung und gegebenenfalls Therapieanpassung.

„Ziele der Asthmatherapie sind neben Symptomkontrolle, verbesserter Lungen funktion und geringerer Exazerbationsrate die Verträglichkeit des Behandlungsregi mes und die Zufriedenheit der Patient*innen“, erklärte Dr. Thomas Hering, nieder gelassener Pneumologe in Berlin Tegel, im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz von Sanofi.

IL-4, IL-13 und IL-5 gelten als Treiber der Typ-2-Inflammation [1,2] Sie tragen mitun ter zur eingeschränkten Lungenfunktion so wie vermehrten Exazerbationen bei. Dupi lumab (Dupixent®) greift zielgerichtet in die Typ-2-Inflammation ein, indem es durch eine duale Rezeptorblockade sowohl die IL-4- als auch IL-13-Signalwege inhibiert [1] Der monoklonale Antikörper ist indiziert als Add-on-Erhaltungstherapie bei Erwachse nen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit schwerem Asthma mit Typ-2-Inflammation,

gekennzeichnet durch eine erhöhte Anzahl der EOS im Blut und/oder erhöhtes FeNO, das trotz hochdosierter inhalativer Kortiko steroide (ICS) plus einem weiteren zur Er haltungstherapie angewendeten Arzneimit tel unzureichend kontrolliert ist [3 ] . In Studien konnte das Biologikum bei Pati ent*innen mit hochdosiertem ICS bei Base line und erhöhten Biomarkerleveln die Rate schwerer Exazerbationen um bis zu 69% (Patientengruppe mit FeNO ≥25 ppb) redu zieren und die Lungenfunktion um bis zu 360 ml (Patientengruppe mit FeNO ≥25 ppb) im Vergleich zu Placebo signifikant verbes sern [4]. Darüber hinaus konnte die OCS-Ga be signifikant reduziert werden [5] ▪

Quelle: Nach einer Pressemitteilung von Sanofi Literatur:

1. Gandhi NA et al. Nat Rev Drug Discov 2016;15:35–50

2. Fajt ML, Wenzel SE. Allergy Asthma Immunol Res 2017;9:3–14 8, Appendix S. 16–19

3. Fachinformation Dupixent® 200/300 mg, Stand November 2021

4. Bourdin A et al. Allergy 2021;76(1):269–280

5. Rabe KF et al. N Engl J Med 2018;378(26):2475–85

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Je höher die RDDR (Respirable Drug Delivery Rate), desto effizienter ist das Inhalationsgerät.
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BERICHTE AUS DER INDUSTRIE

Therapieziel Remission bei schwerem Asthma

Biologika wie Benralizumab (Fasenra® [1]) ha ben dank ihrer zielgerichteten Wirkweise die klinische Remission als Therapieziel bei schwe rem Asthma in greifbare Nähe gerückt. Es stellt sich jedoch die Frage, nach welchen Kriterien eine Remission definiert werden kann. Studien daten zu Biologika können hier relevante Infor mation liefern. So zeigen Post-hoc-Analysen der Zulassungsstu dien SIROCCO [2], CALIMA [3] und ZONDA [4] sowie der ANDHI-Studie [5], inwiefern der Anti-IL-5-Rezeptor-Antagonist Benralizumab ei ne Remission bei Patient:innen mit schwerem eosinophilen Asthma ermöglichen kann [6,7]. Zu den Remissionskriterien gehörten a) keine Exazerbationen, b) keine Einnahme oraler Cor ticosteroide, c) ein ACQ-6-Score von < 1,5 oder ≤ 0,75 und d) ein prä-bronchodilatatorischer Anstieg der FEV1 um ≥ 100 ml. Klinische Re

mission war definiert als das Erreichen aller 4 Komponenten mit einem ACQ-6-Score ≤ 0,75 nach 6 Therapiemonaten. Es zeigte sich, dass nach 12 Monaten 14,5% der Patientinnen und Patienten (85/586) in SIROCCO und CALIMA unter Benralizumab eine klinische Re mission erreichten. Unter Placebo erreichten dies nur 7,7% (48/620) [7]. In der ZONDA-Stu die lag nach 6 Monaten eine klinische Remissi

on bei 22,5% (9/40) bzw. 7,5% (3/40) der Patienten in der Benralizumab- bzw. PlaceboGruppe vor [7]. In der Post-hoc-Analyse zu ANDHI erreichten nach 6 Monaten 16,6% der Patienten alle 4 Remissionskriterien [6]. Die Da ten weisen darauf hin, dass Patienten mit schwerem Asthma mit Benralizumab eine kli nische Remission erfahren können [6,7]. ▪

Quelle: Nach einer Presseinformation von AstraZeneca

Referenzen:

1. Fachinformation Fasenra®. Stand Dezember 2021

2. Bleecker ER et al. Lancet. 2016;388:2115–2127

3. FitzGerald JM et al. Lancet. 2016;388:2128–2141

4. Nair P et al. N Engl J Med. 2017;376:2448–2458

5. Harrison TW et al. Lancet Respir Med 2021;9:260–274

6. Menzies-Gow A et al. Adv Ther 2022;39:2065–2084

7. Harrison TW et al. Towards Clinical Remission in Severe Asthma: An Analysis of Patients Treated with Benralizumab in the Phase 3b ANDHI Trial. https://www.abstractsonline.com/pp8/#!/10476/ presentation/10205 (letzter Zugriff: 25.05.2022)

ZUSÄTZLICHE EVIDENZ FÜR KOMBINATIONEN UMEC/VI UND FF/UMEC/VI BEI COPD

Für Dreifachfixkombinationen bei der COPD-Therapie stehen keine direkten Ver gleichsstudien zur Verfügung. Nun wurde für die Dreifachfixkombination Fluticason furoat/Umeclidinium/Vilanterol (FF/UMEC/ VI; 92/55/22 µg; QD; Trelegy Ellipta) per NMA [1,2] mit multiplen anderen geschlos senen Dreifachtherapien verglichen wie beispielsweise Budesonid/Glycopyrronium/ Formoterol (BUD/GLY/FOR; 320/18/9,6 µg; Trixeo Aerosphere) oder Beclometason/ Formoterol/Glycopyrronium (BDP/FOR/ GLY; 100/6/12,5 µg; Trimbow pMDI), und so indirekt Evidenz geschaffen [3,4]. Als End punkte wurden der FEV1-Talwert in Woche 12 und in Woche 24 im Vergleich zum Aus gangswert herangezogen sowie die jähr liche Rate kombinierter moderater und schwerer Exazerbationen.

In die Auswertung der Daten zur Lungen funktion wurden fünf Studien mit einem

FEV1-Talwert in Woche 24 und 15 Studien mit einem FEV 1-Talwert in Woche 12 he rangezogen. Das Ergebnis: Die Dreifach fixkombination FF/UMEC/VI zeigte in Woche 24 einen überlegenen Langzeitef fekt mit einem verbesserten FEV1-Talwert im Vergleich zu den anderen untersuchten Therapien: So erhöhte sich der FEV1-Tal wert gegenüber BUD/GLY/FOR um 111 ml hochsignifikant (p< 0,0001). In Woche 12 war FF/UMEC/VI dem Vergleichspräparat BDP/FOR/GLY überlegen mit einem Plus an Luft um 47ml (p = 0,0037) [4].

Auch der Blick auf die Verbesserung der Exazerbationsrate zeigt eine zusätzliche Evidenz zugunsten FF/UMEV/VI. Die Aus wertung von 17 Studien zeigte eine deut lichere Reduktion kombinierter jährlicher moderater/schwerer Exazerbationen als alternative untersuchte Wirkstoffkombi nationen: Gegenüber BUD/GLY/FOR war

der Vorteil größer mit einer Reduktion um 38% (p=0,044), im Vergleich zu BDP/ FOR/GLY ergab sich ein numerischer Vor teil von 27 % (p=0,0774) [4]. ▪

Quelle: Nach einer Pressemitteilung von GSK Literatur:

1. Moher D et al.: BMJ 2009;339: b2535

2. Liberati A et al.: BMJ 2009; 339: b2700

3. Comparative efficacy of fluticasone furoate/ umeclidinium/vilanterol (FF/UMEC/VI) versus other triple therapies for the treatment of chronic obstructive pulmonary disease (COPD): a systematic literature review and network meta-analysis. ATS 2022; San Francisco 13–18. Mai; Poster No. P478

4. Network meta-analysis of the efficacy of fluticasone furoate/umeclidinium/vilanterol (FF/ UMEC/VI) versus other triple therapies for the treatment of chronic obstructive pulmonary disease (COPD): a comparison of annualized moderate and severe exacerbations. ATS 2022; San Francisco 13–18. Mai. Poster No. P649

Foto: Bebsterstock.adobe.com, Sebastian Kaulitzkistock.adobe.com 17

Jede

Trifenatat), zudem etwa

Lactose

Anwendungsgebiete: Trelegy Ellipta

angezeigt für

Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit moderater bis schwerer chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), die mit einer Kombination aus einem inhalativen Kortikosteroid und einem langwirksamen Beta2 Agonisten oder mit einer Kombination aus einem langwirksamen Beta2 Agonisten und einem langwirksamen Muscarinrezeptor-Antagonisten nicht ausreichend eingestellt sind. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe, Lactose-Monohydrat oder Magnesiumstearat. Nebenwirkungen: Häufig: Pneumonie, Infektion der oberen Atemwege, Bronchitis, Pharyngitis, Rhinitis, Sinusitis, Influenza, Nasopharyngitis, Candidiasis im Mund und Rachenraum, Harnwegsinfektion, Kopfschmerzen, Husten, Schmerzen im Oropharynx, Obstipation, Arthralgie, Rückenschmerzen. Gelegentlich: Virale Infektion der Atemwege, Dysgeusie, Glaukom, Augenschmerzen, Supraventrikuläre Tachyarrhythmie, Tachykardie, Vorhofflimmern, Dysphonie, trockener Mund, Frakturen. Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich Anaphylaxie, Angioödem, Urtikaria und Hautausschlag, Erhöhter Augeninnendruck. Unbekannte Häufigkeit: Verschwommenes Sehen. Die genauen Häufigkeiten sind nicht bekannt. Verschreibungspflichtig. Stand: November 2021. GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, 81675 München. de.gsk.com Weitere Informationen über das Arzneimittel: Dosierung und Art der Anwendung: Die empfohlene Dosis beträgt eine Inhalation jeden Tag jeweils zur gleichen Tageszeit. Weitere Warnhinweise laut Fachinformation: Trelegy Ellipta sollte nicht bei Patienten mit Asthma zur Behandlung von akuten Episoden eines Bronchospasmus oder zur Behandlung einer akuten COPD-Exazerbation (d. h. als Notfallmedikation) angewendet werden. Nach der Anwendung von Fluticasonfuroat/Umeclidinium/Vilanterol kann ein paradoxer Bronchospasmus mit sofortigem Giemen und Kurzatmigkeit auftreten. Vorsichtige Anwendung bei Patienten mit: schweren kardiovaskulären Erkrankungen oder Herzrhythmusstörungen, Thyreotoxikose, unkorrigierter Hypokaliämie oder bei Patienten mit einer Prädisposition zu niedrigen Serumkaliumspiegeln, mit mittelschwere bis schwere Einschränkung der Leberfunktion, mit Lungentuberkulose oder mit chronischen oder unbehandelten Infektionen und mit Diabetes mellitus in der Vorgeschichte. Systemische Wirkungen können bei jedem inhalativen Kortikosteroid auftreten, insbesondere unter hohen Dosierungen, die über einen langen Zeitraum verschrieben werden. Eine Zunahme der Inzidenz von Pneumonien, einschließlich Pneumonien, die eine Krankenhauseinweisung erfordern, wurde bei COPD-Patienten beobachtet, die inhalative Kortikosteroide erhalten. Es gibt keinen eindeutigen klinischen Nachweis für Unterschiede im Ausmaß des Pneumonierisikos innerhalb der Klasse der inhalativen Kortikosteroide. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.

Weitere Informationen siehe Fachinformation. Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Website: http://www.bfarm.de

wurde

4 PM-DE-FVU-ADVR-220001 05.2022 Für eine vollständige Auflistung der Kontraindikationen, Warnhinweise und Nebenwirkungen siehe die Fachinformation. Trelegy Ellipta 92 Mikrogramm/55 Mikrogramm/22 Mikrogramm einzeldosiertes Pulver zur Inhalation Wirkstoff: 92 Mikrogramm Fluticasonfuroat, 65 Mikrogramm Umeclidiniumbromid (entsprechend 55 Mikrogramm Umeclidinium) und 22 Mikrogramm Vilanterol (als Trifenatat). Zusammensetzung:
einzelne Inhalation enthält eine abgegebene Dosis (die aus dem Mundstück abgegebene Dosis) von 92 Mikrogramm Fluticasonfuroat, 65 Mikrogramm Umeclidiniumbromid (entsprechend 55 Mikrogramm Umeclidinium) und 22 Mikrogramm Vilanterol (als
25 mg
Monohydrat.
ist
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zu melden. Trelegy
in Zusammenarbeit mit entwickelt. Trelegy ist eine eingetragene Marke oder lizenziert unter der GSK Unternehmens-Gruppe. © 2022 GSK group of companies. All rights reserved. Ich lebe MEIN LEBEN mit TRELEGY Ellipta TRELEGY Ellipta ist angezeigt für die Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit moderater bis schwerer COPD, die mit einer Kombination aus ICS/LABA oder LAMA/LABA nicht ausreichend eingestellt sind.1 1. TRELEGY Ellipta Fachinformation, November 2021. 24H WIRKSAMKEIT 1 FÜR EIN ERFÜLLTERES LEBEN
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